Kirschkernbeisser

Beobachtungen und Ausführungen meiner Kernbeisserzucht


von Hans-Wolf Dahncke, 2006


Der Kernbeisser ist für mich einer der schönsten Vögel aus unserer heimischen Vogelwelt. Auf einer Vogelschau im Großraum Hannover 1999 gefiel mir ein Hahn so gut, dass ich mich entschloss, es mit der Zucht zu versuchen. Ab sofort wurde sämtliche Lektüre über Kernbeisser, die mir zu Verfügung stand, studiert, um im Vorfeld jede Möglichkeit wahrzunehmen, sich zu informieren. Was ich persönlich für sehr wichtig halte.

Nun mußte  ich aber feststellen, vom Entschluß bis zur Umsetzung kann es ein weiter Weg sein. Nach langem Suchen hatte ich endlich eine Henne bekommen. Im November 2000 hatte ich das große Glück von einem Züchter einen Hahn zu erhalten.

Im Dezember 2000 bezogen beide Vögel eine Freivoliere, in der schon unsere heimischen Dompfaffen angesiedelt waren. Die Kernbeisser beobachteten sich die ersten Tage, hielten sich jedoch auf Distanz. Es gab keine Rangeleien, auch nicht mit den Dompfaffen. Mitte Januar flog der Hahn immer öfter mit klienen Ästen auf das Weibchen zu. Die Henne nahm aber keine Notiz von diesem gehabe. Im Gegenteil, sie entfernte sich von dem Hahn. Auch im Februar das selbe Spiel, allerdings mit dem Unterschied, die Henne entfernte sich nun nicht mehr vom Hahn. Aus diesem Grund setzte ich das Pärchen Kernbeisser vorsichtshalber in eine andere, leere Voliere um. Im März 2001 hatte ich schon den Eindruck, dass die beiden Kernbeisser harmonierten. Am 29. März sah ich zum ersten Mal den Hahn bei der Balz. Der Hochzeitstanz vom Hahn war schon imponierend. Von diesem Tage an war ich der Meinung, dass beide Vögel zusammen harmonieren.

Am 5.Mai 2001 sah ich zum ersten mal beide Kernbeisser beim Nestbau. Gebaut wurde in ca. 2 m Höhe in einem Volierennest ( Harzernest ). Doch dann überwiegend vom Weibchen. Der Hahn sammelte weiterhin Nistmaterial und brachte es zum Nest. Das erste Ei wurde am 9.Mai gelegt.  Das Gelege bestand aus vier Eiern. Ab dem dritten Ei brütete das Weibchen. Der Hahn fütterte sehr gut die Henne auf dem Gelege. Die Henne verließ nur kurzzeitig das Nest, um sich zu entleeren. Das erste Junge schlüpfte am 21. Mai 2001. Am 23. Mai waren es drei Jungvögel. Das vierte Ei war schier (unbefruchtet). Die Brutzeit dauerte bei meinen Kernbeissern 12 Tage. Am 27. Mai, also am sechsten Tag wurden die Jungen mit 3,5 mm Ringen beringt. Ausgeflogen sind die jungen Kernbeisser am 4. Juni 2001, morgens zwischen 7.30 und 8.30 Uhr; das heißt also nach 14 Tagen. Die Jungen hielten sich die ersten Tage überwiegend im unteren Bereich der Voliere auf. Die Flugfertigkeiten waren zunächst nach dem Ausfliegen nicht besonders gut. Die Alttiere fütterten die Jungen aber sehr gut. Bis zur Selbständiglkeit der jungen Kernbeisser dauerte es verhältnismäßig lange. Die Jungvögel wurden bis in den Herbst hinein von den Eltern immer wieder gefüttert. Sie nahmen natürlich auch selbst das Futter auf. Ende Oktober / Anfang November- nach der Jugendmauser- stellte sich heraus, dass die Jungvögel höchstwahrscheinlich alles Hähne sind,was sich später bestätigte.

Am 15. Juni 2001 lag das erste Ei der 2. Brut im gleichen, ausge-besserten Nest. Das 4. Ei wurde am 18.Juni gelegt. Ab dem 3. Ei brütete die Henne wieder. Nach dem 9. Tag hörte das Weibchen plötzlich auf zubrüten. Der Grund hierfür war nicht erklärlich, denn alle Eier waren befruchtet.

Zur Ausstattung  der Voliere: Die Voliere ist bepflanzt mit schwarzem Holunder und sehr gut mit Kiefernzweigen an den Seitenwänden behangen. Da meine Volieren mit doppeltem Maschendraht versehen sind, habe ich keine Probleme mit den Kiefernzweigen an den Seidenwänden. Die Voliere ist an zwei Seitenwänden geschlossen und sie ist zur Hälfte überdacht. Der Bodenbelag besteht aus Rindenmulch und ein Erde-/ Sandgemisch. Es wurden verschiedene Nistmöglichkeiten angeboten.

Zur Fütterung: Winter- und Sommermischung für Kernbeisser von der Fa. Blattner. Meiner Meinung nach ein hochwertiges Futter. Was auch daran zu sehen ist, dass von den täglichen Futtergaben kaum etwas übrig bleibt. Keimfutter wird ausreichend zur Verfügung gestellt. Quellfutter von den Körnermischungen werden gereicht und sehr gerne genommen. Natürlich sind getrocknete Beeren vorher entfernt worden. Vom Frühjahr bis zum Herbst Grünfutter und Beeren in rauhen Mengen, was natürlich einen hohen Zeitaufwand mit sich bringt. Zum Beispiel Weißdornbeeren haben meine Kernbeisser im Herbst sehr gerne genommen. Vogelmiere, die ich in Blumenkästen  nachziehe, ist ganz besonders zu empfehlen. Die Blumenkästen  werden rechtzeitig ausgewechselt, so dass die Vogelmiere gut nachwachsen kann. Auch Obst ( Äpfel, Birnen ) und Gurken standen  immer zur Verfügung. Von einem Vogelfreund bekam ich rechtzeitig Grillen für die Kernbeisser, was mir bestimmt bei der Aufzucht sehr geholfen hat. Die Grillen wurden in einem Einmachglas gereicht. Die Alttiere haben die Grillen aus dem Glas geholt und an die Jungtiere gefüttert. Es wurden Mehlwürmer verfüttert, allerdings im begrenzten Rahmen. Hier muss schon aufgepasst werden, meine Meinung nach: Sehr gerne wurden Zophobas genommen. Beim Lebendfutter muß meiner Meinung nach  das Motto lauten: " weniger ist besser als zuviel ". Das Lebendfutter ist zusätzlich noch mit Korvimin bestreut worden. Mineralien stehen immer zur Verfügung. Man sieht also, es bedarf doch einer großen Auswahl an verschiedenen Futterarten um eine erfolgreiche Zucht der Kernbeisser zu gewährleisten. Auch im Herbst und Winter nach Möglichkeit vielseitig füttern. Beeren ( z.B. Ebereschen / Vogelbeere ) im Herbst sammeln und trocknen. Bei mir stehen getrocknete Beeren den ganzen Winter über zur Verfügung.

Abschließend bleibt mir nur zu sagen, den Besuch bei einer Vogelaus-stellung 1999 habe ich bis heute nicht bereut. Meine heutige Liebe zu den Kernbeissern wurde dort geboren und ich hoffe und wünsche mir, diesen Vogel auch weiterhin zu halten und nachzüchten zu können. Wenn ich meinen Ausführungen  dem einen oder anderem geholfen habe, wär es schön. Für Fragen stehe ich gern zur Verfügung, weil ich mit Sicherheit noch dazulernen kann.