Dickschnabelgirlitz

Crithagra burtoni tanganjicae(Gray, 1862)

 

Von Thomas Ratjen Sievershütten

  

Englisch: Thick – billed Seedeater

Französisch: Serin de Burton

 

Nach dem Studium der doch recht dürftigen Literatur war mein Interesse an dieser Art geweckt und ich erwarb vor einigen Jahren einige dieser unverwechselbaren Girlitze. Über meine Erfahrungen in der Haltung und Zucht möchte ich hier berichten.

Verbreitung:

Der Dickschnabelgirlitz kommt in mehreren Unterarten in Kenia, N- und S- Tansania, Uganda, NE- Zaire, Kamerun und Angola vor wo er die Bergwaldregionen im Hochland bewohnt. Die beschriebene Unterart Crithagra burtoni tanganjicae bewohnt Ost Zaire bis Südwest Uganda und West Kenia, ebenso den Mount Moco und West Zentral Angola.

Beschreibung:

Mit seinen ca. 15 cm gehört der Dickschnabelgirlitz zu den größten Girlitzarten. Die Grundfarbe ist dunkelbräunlich, fein schwarz gestrichelt sodass der Vogel auf den ersten Blick fast schwarz erscheint. An den Kopfseiten befinden sich unregelmäßige weiße Flecken, ein unterbrochener, schmaler Augenring ist ebenfalls weiß. Die Säume der Schwungfedern und zwei schmale Flügelbinden sind hellbraun. Die Brust ist dunkelbraun, schwärzlich gewölkt, Bauch und Flanken braun mit unregelmäßigen schwärzlichen Streifen. Der Schnabel ist hornfarben mit schwärzlichem First, die Beine ebenfalls hornfarben. Die Geschlechter sind gleich gefärbt und am sichersten am Gesang des Männchens, der für die Größe der Art doch vergleichsweise leise vorgetragen wird, und dessen Steißzapfen zur Brutzeit zu unterscheiden. Auffällig ist auch das Aufrichten der Scheitelfedern des Männchens bei Erregung. Die Jungvögel sind schon ähnlich der Adulten gefärbt, auffallend sind aber der noch komplett schwarze Schnabel, die stärker gestreifte Unterseite sowie die weiße Stirn.

Haltung und Zucht:

Nach dem Erwerb von zwei Paaren (?) habe ich die Vögel zu zweit in ungeheizten Innenvolieren der Größe 2x1x2m (LxBxH) untergebracht. Gegenüber Kälte erweisen die Girlitze sich als recht unempfindlich, bei feuchtkalter Witterung fühlen sie sich dagegen deutlich unwohl. Die Volieren sind mit einigen Kieferzweigen und Natursitzstangen unterschiedlicher Stärke recht spärlich eingerichtet. Den Mitinsassen (Kanarengirlitzen bzw. Birkenzeisigen) gegenüber verhielten die Vögel sich absolut friedlich, oft saßen sie lange völlig teilnahmslos in den Kieferzweigen. Untersuchte Kotproben waren negativ, sodass ich auf die Gabe von Medikamenten in der Eingewöhnung verzichtete. Leider verstarb nach kurzer Zeit ein Girlitz ohne ersichtlichen Grund. Eine sofort beim Tierarzt durchgeführte Untersuchung ergab kein Ergebnis. Bei einem Gespräch mit Herrn Decker von der gleichnamigen Vogelhandlung teilte dieser mir mit, dass auch in seinem kleinen Bestand dieser Art einige Vögel ohne Krankheitsanzeichen plötzlich verstarben.

Da ich die Lichtdauer in den Innenvolieren während der Wintermonate auf 9 Std. begrenze, bei einer Temperatur von ca. 8°C, kamen die hier untergebrachten Vögel auch erst im Frühjahr 2004 nach langsamer Verlängerung auf 15 Std. in Brutstimmung. Bis auf meine Dickschnabelgirlitze! Die Birkenzeisige saßen schon auf einem Gelege, bei den Girlitzen dagegen rührte sich wenig. Da die Brutzeit der meisten afrikanischen Girlitze in unsere Herbst- und Wintermonate fällt rechnete ich damit die Vögel aus ihrem Rhythmus gebracht zu haben und hakte die Zuchtsaison damit ab. Ich entschloss mich die Arten zu trennen und die Girlitze bezogen eine eigene Voliere. Da die Volieren nahezu identisch eingerichtet sind entfiel hier eine Eingewöhnung. Sofort änderte sich ihr Verhalten. Das Männchen begann leise zu singen und fütterte unentwegt sein Weibchen, man konnte sogar direkt vor der Voliere stehen, die Vögel ließen sich nicht stören. Nach einigen Tagen wurde in einem geflochtenen Körbchen ein Nest aus Kokosfasern und weißen Pferdehaaren errichtet. Im Abstand von 24 Std. wurden drei weißliche Eier mit braunen, unregelmäßigen Punkten gelegt. Nur das Weibchen bebrütete das Gelege aus dem nach 15 Tagen zwei fleischfarbene Junge mit hell bräunlichen Dunen schlüpften, das dritte Ei war leider unbefruchtet. Nach vier Tagen verstarb ein Jungvogel, der andere wurde problemlos von den Alttieren aufgezogen und verließ das Nest im Alter von 24! Tagen. Eine weitere Brut erfolgte in diesem Jahr nicht.

Bereits Ende Februar 2005 konnte man das Männchen wieder beim Singen beobachten, auch wurde das Weibchen schon hin und wieder von ihm gefüttert. Die Aktivitäten steigerten sich mit Verlängerung der Lichtdauer und Ende März wurde mit dem Nestbau begonnen. Wiederum in einer geflochtenen Nistschale wurde ein Nest aus Kokosfasern und weißen Pferdehaaren errichtet. Es wurden drei Eier gelegt und nach einer Brutzeit von 14 Tagen schlüpften zwei Junge. Diese wurden von den Eltern hervorragend gefüttert und ich hoffte auf eine erfolgreiche Aufzucht. Nach vier Tagen konnte man das Männchen mit Nistmaterial im Schnabel herumfliegen sehen. Ab dem 5. Tag begann das Weibchen mit dem Nestbau. Die Jungen lagen einen Tag später mit vollem Kropf, aber erkaltet, tot im Nest. Das Nest wurde fertiggestellt und bereits nach einer Woche abermals drei Eier gelegt. Bei einer Nestkontrolle stellte ich zwei befruchtete Eier fest. Schon wenige Tage vor dem errechneten Schlupftermin der Jungen beobachtete ich das Männchen wiederum mit Nistmaterial im Schnabel. Es wurde sofort herausgefangen und außer Hör- und Sichtweite untergebracht. Die geschlüpften Jungen wurden beide ohne Probleme allein vom Weibchen aufgezogen. Nach dem Ausfliegen der Jungen wurde das Männchen versuchsweise wieder zum Weibchen gelassen da dieses bereits wieder mit dem Nestbau begonnen hatte. Leider wurden die Jungen derart heftig von ihm attackiert, dass er sofort wieder entfernt werden musste. Nach dem Selbstständigwerden mit ca. 35 Tagen wurden die Jungen umgesetzt und das Männchen zum Weibchen gegeben. Nach der Ablage von wiederum drei Eiern wurde es sofort wieder entfernt und das Weibchen bebrütete zuverlässig das Gelege welches sich später leider als unbefruchtet erwies.

Ernährung:

Folgt Dr. Renate van den Elzen („Girlitze, Biologie, Haltung und Pflege“)die Girlitze in „Rübsen-“, „Hirse-“ und „Sonnenblumengirlitze“ einzuteilen, gehört diese Art sicherlich zu den „Sonnenblumengirlitzen“.

Als Grundfutter dient mir ein grobes Waldvogelfutter der Firma Blattner, Ermengerst. Gern fressen die Dickschnabelgirlitze größere ölhaltige Sämereien wie Sonnenblumenkerne (auch gekeimt), Hanf, Perilla und Distelsamen. Eine Mischung aus verschiedenen Hirsesorten, wie von A. Klatt beobachtet, wird von meinen Vögeln wenig beachtet, ebenso wenig frische knospentragende Laubbaumzweige. Frische Koniferenzweige dagegen werden ausgiebig benagt. Geschälter Hafer wird hin und wieder aufgenommen. Beeren von Eberesche, Feuer-, Weiß- und Sanddorn werden sehr gern gefressen. Gurkenscheiben (auch mit Korvimin bestäubt), Chicoree, Äpfel (wenig), Löwenzahnköpfe (auch gefroren, dagegen keine Blätter), Vogelmiere und an Lebendfutter wenige Mehlkäferlarven und Pinkies, ebenfalls leicht mit Korvimin bestäubt, werden besonders zur Jungenaufzucht ständig gereicht.

Selbstverständlich steht den Vögeln auch ständig ein Grit- Mineraliengemisch zur Verfügung.

Literatur:

Classen / Massoth „Handbuch der Cardueliden“ Bd.1

Clement, Davis, Harris „Finches and Sparrows“

A. Klatt “Welt – Erstzucht des Dickschnabelgirlitz?” GW 1987