Gelungene Zucht des Pirolgimpel
(Linurgus olivaceus)

Ein seltener Gast in unseren Volieren ist der Pirolgimpel, dessen Heimat Afrika ist. Sein Lebensraum sind die Hochländer Kameruns, Südosten Nigerias, der Osten Kongos, Kenia, Tansania und der Norden Malawis. Hier lebt er in Höhen von 1 000 bis 3 500 m.

Man findet in den einschlägigen Fachzeitschriften kaum Berichte über seine Haltung und Zucht, da er wohl selten eingeführt und schlecht zur Brut schreitet.

Im Frühjahr 2005 kaufte ich mir bei dem Großhändler Bürgel in Uthleben mein erstes Paar Pirolgimpel, welches Wildfänge waren. Nach der Eingewöhnung hoffte ich auf eine erfolgreiche Zucht, welche aber in dem Jahr ausblieb. Im darauf folgenden Frühjahr verstarb mir mein Weibchen, konnte aber bei Bürgel noch einmal eins erwerben, da noch eins in einer Schar anderer Vögel mitflog. Auch 2006 war nichts mit einer Zucht. Das Männchen hatte zwar sein Weibchen angebalzt und gefüttert, aber ein Nestbau blieb aus. Nun wurde meine Hoffnung auf das nächste Jahr verschoben. Als ich im Januar 2007 nach einer 14tägigen Urlaubsreise nach hause kam, saß mein Weibchen auf der Erde und drehte seinen Kopf immer nach hinten weg. Ein Besuch bei einem Tierarzt brachte für ein paar Tage Besserung, aber 3 Wochen später ist es leider verstorben. Nun war guter Rat teuer. Suchannoncen im Internet für ein neues Weibchen blieben erfolglos. Ich erinnerte mich, dass Zfrd. Lietzow in Enger eine erfolgreiche Zucht des Pirolgimpels hatte und rief ihn an und erklärte ihn meine Situation. Er überlies mir auch dankenswerter Weise ein junges Weibchen, welches ich Ende Februar abholte.

Anfang März war schon ein leiser melodischer Gesang des Männchens zuhören. Nun begann er auch sein Weibchen zufüttern. Im Anschluss daran begann er in der Voliere sein Weibchen zujagen. Ich nehme an das dieses zu seinem Balzritual gehört und auch nicht bösartig war. Auch wurden zu der Zeit meine Karmingimpel, die ebenfalls in der Voliere untergebracht waren, verfolgt. Nun versuchte das Weibchen mit Nistmaterial auf einem geöffneten Fensterflügel ein Nest zubauen. Das konnte natürlich nichts werden. Daraufhin setzte ich die Pirolgimpel Mitte März in eine Voliere in meinem Gewächshaus, wo sie für sich allein waren.

Am 28.März beobachtete ich den Nestbau in einer selbst gefertigten Nestunterlage aus Maschendraht und künstlichen Blumen. Zum Nestbau wurden Kokosfasern und handelsübliches Nistmaterial verwendet. Das Nest war aber so angelegt und versteckt, dass eine Einsichtnahme des Geleges unmöglich war. Ich wollte aber die Brut nicht aufs Spiel setzen und vermied daher jede Störung. Beim Betreten des Gewächshauses gab des Männchen immer einen leisen Warnruf ?si, si, si, si? von sich.

Nun gab es aber auch Streit mit meinen Kanarien in der Nebenvoliere. Die Pirolgimpel scheinen wohl nicht auf gelbe Farbe zustehen und sehen wohl darin einen Konkurrenten. Beide Männchen hingen immer am Draht um sich zu bekämpfen. Um wieder Ruhe einkehren zulassen, hängte ich eine undurchsichtige Folie dazwischen. Nun war auch das Problem beseitigt.

Anfang April war mein Weibchen nun weniger zusehen, bis es seine Brut begann. Sie verließ ihr Nest nur kurz um zufressen, ihren Kot loszuwerden und um ausgiebig zubaden. Bei der Brut wurde sie vom Männchen am Nest gefüttert. Am 25.April lag Eierschale auf dem Volierenboden, also musste etwas geschlüpft sein. Die Eierschale war schmutzigweiß mit einem leicht hellblauen Anflug und hatte braune Punkte. Sie war sehr dünnschalig, da sie bei der Aufnahme leicht zerbrachen.

Die Brutdauer beträgt vermutlich 16 Tage. Wie viel Junge geschlüpft waren wusste ich bis dahin nicht. Gefüttert wurden die Jungen in der Hauptsache mit Vogelbeeren, die ich tiefgefroren hatte, Vogelmiere und Samenstände des Löwenzahn, die sie sehr gern nahmen. An animalischer Kost wurden Drohnen der Bienen und Mehlwürmer gereicht. Diese wurden aber nicht als ganzes gefressen, sondern durch den Schnabel gezogen und der Inhalt wurde aufgenommen. Gekeimtes Körnerfutter, bestehend aus Sonnblumenkerne und Waldvogelfutter standen ständig zur Verfügung. Gefüttert wird nur aus dem Kropf. 

Beide Partner übernahmen die Fütterung, wobei aber der größte Anteil beim Männchen lag. Gehudert wurde bis zum 5. Tag, danach war das Weibchen nur sporadisch auf dem Nest. Siebzehn Tage, nach dem ich die erste Fütterung beobachten konnte, flogen frühmorgens zwei Jungtiere aus.

Sie haben das Aussehen des Weibchens, nur dass sie etwas kleiner sind und dunkle Schnäbel haben. In ihrer Entwicklung sind sie noch etwas zurück und sitzen vorerst auf dem Volierenboden. Sie brauchen eine lange Zeit um in die höheren Zone der Voliere zukommen. Bei einer späteren Nestkontrolle lag noch ein Ei im Nest. Drei Tage nach dem Ausflug schleppen die Alttiere schon wieder Nistmaterial durch die Voliere um eine erneute Brut vorzubereiten. Nachdem die Jungen futterfest sind, können sie aus der Voliere entfernt werden um nicht einer erneuten Brut im Wege zustehen.

 

Quelle: Horst Bielfeld- Zeisige, Girlitze Gimpel und Kernbeißer

 

 

Anschrift des Autors:  
Hans Jürgen Bösche
Blankenburg/Harz
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