KEIMFUTTER

Keimfutter von H.Naggatz

Keim- oder Quellfutter ist meist nicht als Hauptfutter geeignet. Jedoch hat es als Beifutter für die Aufzucht von Jungvögeln einen hohen Stellenwert.

Durch das Keimen der Körner wird deren Nährstoffgehalt herabgesetzt und gleichzeitig der Vitamingehalt erhöht. Das Keimfutter leistet auch hervorragende Dienste während der Übergangsphase beim " Absetzen " der Jungtiere. Sie lernen nämlich die Aufnahme des Körnerfutters leichter, wenn Keimfutter beigegeben wird. Jedoch dürfen Sie sich nicht über-wiegend hiervon ernähren, da es sonst zu Darmstörungen und Rotleibigkeit kommt.
Bei der Zubereitung des Keimfutters gehen die Ansichten auseinander. Die einen Keimen im Sieb, andere im Strumpf oder Plastikbeutel usw. Welche Methode man verwendet ist egal, wichtig ist nur, dass das fertige Keimfutter auch verwendbar ist. Denn Feuchtigkeit und Wärme - also das Milieu des Keimfutters - bieten auch Bakteien und Pilzen ideale Wachstumsbeding-ungen.
Herstellung: Nachfolgend sind zwei Methoden der Keimfutterherstellung beschrieben.

Methode 1:

Das Keimfutter wird in ein Plastiksieb gegeben und gut durchgespült. Dieses Sieb wird dann  in eine Schüssel gehängt. Dabei wird das Futter unter Wasser ( lauwarm ) gesetzt ( 1 -2 Std ). Danach wird das Futter unter fliesendem Wasser gut durchgespült.
Anschließend wird das Sieb mit dem Feuchtigkeit vollgesogenem Futter wieder in eine Schüssel, auf deren Boden sich sauberes Wasser befindet (um die Luftfeuchtigkeit aufrecht zu erhalten ), gehängt. Dabei darf das Sieb keinerlei Konatkt mehr mit dem Wasser haben, damit der Sauerstoff ungehindert das Futter erreichen kann. Um das Austrocknen der oberen Körnerschicht zu verhindern deckt man das Sieb mit einer Glas- oder Kunststoffscheibe ab.
Zum Keimen braucht das Futter nun mehr Wärme ( ca. 18 -22 °C ). Hierzu kann man die Schüssel auf den Ofen im Heizungskeller stellen ( aber Vorsicht ! Keimfutter darf nicht zu warm stehen ). Im Sommer  ist dies nicht erforderlich, da dann die Außentemperaturen entsprechend hoch sind. Ca. 12 Stunden vor dem Verfüttern kann man das Sieb mit dem Keimfutter auf einen feuchten Lappen stellen. Dies hat den Vorteil, dass das Keimfutter nicht zu naß zum zum Verfüttern ist und es auch nicht austrocknet.
Das Keimfutter sollte alle 12 Stunden durchgespült werden. Ist die  Umgeb-ungstemmperatur hoch genug, ist das Futter nach 24 - 48 Std. gekeimt, ansonsten dauert der Keimvorgang entsprechend länger.

Methode 2:

Die Keimfuttermischung wird in einen Strumpf ( z.B. Baumwollsocke oder Tennissocke ) gefüllt und für ca. 1 - 2 Std. in handwarmen Wasser einge-weicht. Danach wird es unter fließendem Wasser gut durchgespült und mit einer Klammer an einen Kleiderbügel gehängt. Nach ca. 12 Std. wird das Futter noch ein zweites Mal gespült; weitere 12 Std. später ist; bei aus-reichender  Raumtemperatur ( ca. 20 ° C ); das Keimfutter fertig.

Verabreichung:

Wenn die Körner aufgeplatzt sind und die Keimspitzen gerade heraus-kommen, wird das Keimfutter am liebsten gefressen. Überzieht man die Entwicklungszeit, entstehen für den Vogel bereits unverdauliche Faserstoffe und der Gehalt an wertvollen Stoffen sinkt. Im Kühlschrank wird der Keim-vorgang stark verlangsamt und man kann das fertige Keimfutter 1 - 2 Tage  aufbewahren. Werden die gekeimten Körner vor dem Verfüttern noch einmal abgespült ( dies ist jedoch meistens nicht nötig ), müssen sie auch wieder getrocknet werden ( Sieb auf ein Tuch oder ein saugfähiges Papier legen ). Versäumen wir es, fördern wir die Gärung im Futtergefäß - sowie die Verdauungsstörungen der Vögel. Anbieten dürfen wir Keimfutter nur in sehr dünnen Schichten. Dicke Lagen Keimfutter werden sehr rasch sauer und die ganz unten liegenden Körner beginnen leicht zu faulen. Wenn dagegen die dünnen Lagen oberflächlich etwas austrocknen, so sind die Vögel zwar nicht mehr so gierig in der Aufnahme, aber es schadet ihnen auch in keiner Weise. Wenn das Keimfutter ( falls es nicht ganz aufge-fressen wird ) während des Verfütterungstages nicht vollständig aus-trocknen kann sind die Reste schon am Abend zu entfernen.

Zusammenstellung:


Geeignete Samenkörner für Keimfuttermischungen:

Kanarien/Waldvögel: Rübsen ( Sommer ), Katjang-Bohnen, Negersaat, Milo, Kardisaat, Dari, Silberhirse

Exoten: Silberhisre, Senegalhirse, Japanhirse, Mannhirse, Negersaat, Platahirse, Rote Hirse, Katjang-Bohnen

Sittiche: Silberhirse, Platahirse, Lapanhirse, Rote Hirse, Milo, Dari, Katjang-Bohnen, Buchweizen, Hafer, Weizen, Kardisaat, Senegal-hirse, Sonnenblumenkerne ( kleine gestreifte )

Auf keinen Fall sollte man normale Futtermischungen zum Keimen ver-wenden ( höchstens spezielle Keimfuttermischungen ). Denn die nicht keimenden Samen faulen und die schleimbildenden Körner wie Leinsamen bieten die Grundlage für Bakterien.
Bei der eigenen Zusammenstellung von Keimfutter nimmt man haupt-sächlich Körner, die die Vögel gerne auch in trockenem Zustand fressen.
Die Keimquote von Keimfutter sollte mindestens bei 80 - 90 % liegen. Um eine einigermaßen genaue Keimquote bestimmen zu können, muß man sich die Mühe machen die Keimproben auszuzählen. Man wird erstaunt sein, wie leicht man sich beim Schätzen der Keimquote um 10 - 30 % ver-schätzt. Da Futter ist trocken und kühl zu lagern.

Wann und Wieviel ?:


Keimfutter wird nicht das ganze Jahr über gleichmäßig hindurch den Tieren gegeben. Man leitet mit der Gabe von Keimfutter die Brutzeit ein. Keimfutter sollte nicht im Winter, in ungeheizten Räumen oder bei feuchtkaltem Wetter verabreicht werden. Es könnten sonst Verdauungs-störungen und Durchfall die Folge sein. Keimfutter muß immer in Rationen zugeteilt werden, vor allem Jungtiere dürfen sich hieran nicht vollfressen können. Körnerfutter muß immer das Hauptfutter bleiben, weil ansonsten mit Darmerkrankungen, Rotleibigkeit etc. im Bestand zu rechnen ist.
Keimfutter fördert den Übergang zur Futterfestigkeit.
Geben wir Keimfutter nicht als wichtige Beikost, sondern als Hauptnahrung, so füghren wir eine Schlankheitskur am Vogel durch. Sie wird dadurch unterstützt, dass ja der Kaloriengehalt der Körner durch die Keimung ver-mindert wird. Wir entfetten den Vogel und erhöhen seine Kontition.

Allgemeines:

Durch das Quellen und Keimen der Körner wird deren Nährstoffgehalt ( Kalorien ) herabgesetzt und gleichzeitig der Vitamingehalt des Futter erhöht. Beim Keimvorgang muß Sauerstoff an die Samen gelangen, da sie sonst nicht keimen können. Außerdem fördert Sauerstoffmangel die Schimmelpilzbildung. Nachteil bei allen Keimfutterautomaten: die mangelnde Sauerstoffzufuhr und es ist kein intensives Abspülen des Futters möglich.
Keimfutter muß sauber sein, wenn es zum Keimen eingesetzt wird. Falls es staubig ist, sollte es vorher im Wind ausgeblasen werden. Vor allem muß auch das gesamte Zubehör zur Herstellung sauber sein. Gerade Feuchtig-keit und Wärme - also das Milieu des Keimfutters - bietet auch Bakterien und Pilzen ideale Wachstumsbedingungen.
Die Keimbehältnisse sind vor jeder Benutzung sehr gründlich zu reinigen.
Wenn die Behältnisse ( Sieb u. Keimgerät ) muffig riechen, dann wurde wahrscheinlich das Keimfutter zu feucht gehalten und es hat sich dabei Schimmel gebildet. In diesem Fall ist das angesetzte Keimfutter unbedingt zu vernichten. Das ist auf alle Fälle weniger Ausfall, als wenn die Tiere sich dabei den Magen verderben. Pilze, vornehmlich Schimmelpilze, geben Anlaß zu Erkrankungen der Atemwege.
Soll im Vornherein einer Bakterien und Schimmelpilzvermehrung vorge-beugt werden, wird das Keimfutter vorher mit Mono-Prop behandelt.( 1 g pro kg Futter ) Dieses wird dann drei Tage luftdicht verschlossen in einer Dose aufbewahrt und jeden Tag gut durchgeschüttelt. Danach wird es zwei Tage mit offenem Deckel ausgelüftet. Man behandelt immer nur soviel Futter wie man in vier Wochen benötigt. Sind die Kunststoffpartikel des Mono Prop stöend, kann man diese aussieben oder im Winde ausblasen. Mittlerweile gibt es auch noch andere Zusätze für die Keimfuttererstellung um Bakterien und Schimmelpilzwachstum zu verhindern.